Die Ostsee ist das viertgrößte Entwässerungsbecken Europas, nach dem Mittelmeer, dem Kaspischen Meer und dem Schwarzen Meer. Aufgrund ihrer begrenzten Verbindung zur Nordsee durch die dänischen Meerengen hat die Ostsee einen deutlich niedrigeren Salzgehalt als die Ozeane, was zu ihrem brackigen Wasser führt. Diese besonderen Bedingungen förderten einen großen Fischreichtum, insbesondere Heringe.
Ab dem 12. Jahrhundert erlebte die Region um die Ostsee einen wirtschaftlichen Aufschwung. Zwei Hauptfaktoren trugen dazu bei: Zum einen führte die religiöse Frömmigkeit in Westeuropa zu einer hohen Nachfrage nach Fisch, da während der rund 140 Fastentage im mittelalterlichen Kirchenkalender nur Fisch als Proteinquelle erlaubt war.
Zum anderen ermöglichte der Abbau von Salz in Städten wie Lüneburg, Oldesloe und Halle an der Saale die Konservierung der großen Mengen Hering, die jedes Jahr durch den Øresund zogen.
Der Handel mit gesalzenem Hering wurde eines der wichtigsten Produkte der Hanse, neben Pelzen und Bienenwachs aus Russland, Stockfisch aus Norwegen, Bier aus Hamburg und Einbeck sowie Getreide aus dem Hinterland der Städte von Reval (Tallinn) bis Bremen.
Diese Handelsverbindungen machten die Ostsee zu einem zentralen Wirtschaftsraum im Mittelalter und prägten die Entwicklung Nordeuropas nachhaltig.